15. August 2019

Schrödingers Windstille

Die Ruhe nicht vor, sondern mitten im Sturm...


... erlebte ich gestern im Cockpit über dem Gelände rund um den Flugplatz Bienenfarm. In Berlin wehte gegen 12 Uhr tatsächlich noch so ein laues Lüftchen bei lockerer Bewölkung, dass ich außerplanmäßig angerufen wurde, um spontan eine Stunde fliegen zu gehen. Bock? Na klar!

Der Fluglehrer (ein neues Gesicht) wurde mit dem Auto unterwegs eingesackt und so standen wir um 13:30 Uhr vor der Flugzeughalle. Die C42 war diesmal noch hangariert und kalt - etwas, das man beim Vorflugcheck an einigen Stellen beachten sollte. Zum Glück kann man das ultraleichte Gerät quasi mit dem kleinen Finger aus der Halle ziehen.
Außer uns war am Platz kein Verkehr. So konnte nach einem etwas mühsamen Kaltstart gemütlich zur Piste gerollt werden. Noch einmal die Checkliste zur Hand nehmen, Magnetcheck durchführen, umsehen: der Windsack flatterte etwas lustlos und leicht schräg auf uns zu. Also ausrichten... und los.

Kaum im Steigflug angekommen, gab es auch schon eine böige Ohrfeige von links, die uns ordentlich durchschüttelte. Diese unsichtbaren Attacken sollten den Flugtag bestimmen. Wir manövrierten sozusagen durch Schrödingers Windstille: die Luft war ruhig und nicht ruhig zugleich.
Bevor es ans Platzrunden "schrubben" ging, gab es erst mal wieder ein paar Kurvenübungen. Der Fluglehrer zeigte mir dabei noch ein paar Orientierungspunkte am stellenweise recht unspektakulären brandenburger Boden. Anschließend ging es aber recht schnell wieder zurück zum Platz. Diesmal legte der Fluglehrer mehr Wert auf die Richtige Austrimmung der Maschine im Anflug. Hat man einmal die richtige Geschwindigkeit, Klappenstufe und Flugrichtung getroffen, müsste man eigentlich nur noch geradeaus sinken, auf die Bodennähe warten und ggf. etwas mit dem Seitenruder korrigieren. So ganz cool zu bleiben war in der Windwundertüte über der Bienenfarm aber nicht immer möglich. Einmal fühlte ich mich, als würde ich dreimal nacheinander vom Zehn-Meter-Brett springen, ohne zwischendurch wieder hinaufgeklettert zu sein. Ein anderes mal schob es die Maschine beim Durchstarten sofort zur Seite, begünstigt durch einen noch kaum geneigten Flügel gegen den Wind. Die Böen rüttelten immer wieder ordentlich am Flieger, ließen uns aber auch gerne mal für ein paar Minuten in Ruhe - stressig.
Insgesamt war ich aber zufrieden: das Ausschweben und Abfangen hatte ich mit der Zeit immer besser im Gefühl (auch wenn die Hand dann trotzdem ab und zu etwas anderes am Steuer getan hat) und auch der Anflug gelang immer routinierter. Schwierig war es nach wie vor, gleich nach dem Aufsetzen wieder auf den Start umzuschalten und auf die Entlastung des Bugrads, Wind, Vollgas, Steigen und die zu vermeidende Lärmbelästigung über dem Ort gleichzeitig zu achten.

In den letzten beiden Runden gab es jeweils nochmal ein Sternchen an meine Flugzeit: für das letzte Touch-and-Go und die Abschlusslandung war ich wieder komplett alleine verantwortlich gewesen. Die sonstige Bilanz: insgesamt kamen in 80 Minuten elf Platzrunden und eine Übung zustande, wobei trotz regelmäßigem Vollgas (Tempo zwischen 100 und 160 km/h) nur 14 Liter Superbenzin verbraucht wurden. Offenbar bin ich ein recht sparsamer Flugschüler, was ich auch unter dem ökologischen Aspekt ganz gut finde. Während ich noch die Insekten vom Profil wischte, landete gerade ein schöner Kiebitz (UL-Bausatz-Doppeldecker, seit Kurzem Filmstar) aus Landshut zum Tankstopp auf dem Weg nach Kaliningrad. Es ist immer toll zu sehen, was mit dem Schein vielleicht eines Tages alles möglich sein wird. ;-)

Weiter geht es in Bälde mit dem neuntägigen Theorie-Kompaktkurs und zugleich natürlich vielen weiteren Flugstunden.
Bis zum nächsten Mal!

Lukas

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