4. Mai 2020

Flight No. 52 und ein Abschluss


Einen wunderschönen guten Abend, Freundinnen und Freunde der Sportfliegerei!


Auch wenn ich momentan - wie wahrscheinlich die meisten von euch - schon viel zu viel Zeit vor dem Laptop verbringe, sei es im beruflichen Home-Office oder für meine allmählich ins Rollen kommende Masterarbeit, möchte ich dieses kleine Projekt hier nun endlich vorzeigbar abschließen. 😉

Deswegen gibt es heute den versprochenen Rückblick auf einen ganz besonderen Flug Anfang Februar und ein paar weitere Updates.


Wenn man auf dieser Seite mal in der Chronik zurückspringt, findet man den ersten Eintrag vom März 2019. Hätte ich damals gedacht, dass ich in weniger als 12 Monaten schon den Gashebel zum Start in den Prüfungsflug nach vorn drücken würde? Niemals! Umso unwirklicher kam mir der  07.02.2020 von Anfang bis Ende vor, zumal er auch richtig unangenehm begann. Erstens war das Wetter wirklich kein Traum, aber immerhin besser als in der vergangenen Woche, als die Prüfung wegen Böen bis zu 50km/h abgesagt werden musste. Nun waren es einigermaßen tiefe Wolken auf ca. 2000 Fuß, die die Aussicht etwas trübten, aber dafür kaum Bewegung in der Luft. Zum Zweiten wollte bei meinem Checkflug zum Erfliegen der letzten benötigten Praxisstunden und dem Üben der prüfungsrelevanten Manöver nichts so richtig klappen. Sicherlich war ich etwas nervöser als üblich, aber gleichzeitig auch besonders ungeschickt. Während Vollkreise und Überziehen noch reibungslos liefen, klappte nur eine von vier Ziellandeübungen in Bienenfarm - und die war nicht besonders weich. Im Anflug auf Stechow funkte ich die falsche Landerichtung und übersah beinahe die elektrische Benzinpumpe - es war einfach der Wurm drin. So stand dem Prüfer in Stechow schließlich ein recht verunsicherter Prüfling gegenüber, doch es blieb keine Zeit mehr zum Nachdenken.

Kein Blau am Himmel
"Woll'n wa?" - wir wollen, glaubte ich und versuchte es mit dem inneren Reset-Knopf. Tatsächlich war die Situation im Cockpit meiner Wahrnehmung nach nun eine ganz andere, denn die Zeit war nun einfach gekommen. Ich hatte mich auf einen Flug zu konzentrieren, bei dem ich genauso für Durchführung und Sicherheit verantwortlich war wie schon auf meinen Alleinflügen zuletzt. Zusätzlich auch für ein neues Gesicht neben mir, den Prüfer als meinen Passagier mit besonderen Wünschen. Somit hielt sich die Aufregung plötzlich ziemlich in Grenzen, wich der Konzentration und spätestens am Abflugpunkt ruhte ich in meiner inneren Mitte. Ein Start wie jeder andere, abflugbereit und durchgecheckt.

Von der Piste 22 ging es aus der Platzrunde raus in Richtung des Beschränkungsgebiets ED-R 71, das ich zur Zufriedenheit des Beisitzers erkannte und per Überflug über Rathenow vermied. In der havelländischen Prärie erfolgten dann diverse Steuermanöver, die makellos funktionierten. Nach diesem Herumgeturne musste ich mich in der mir (nach wie vor) nichtssagenden Landschaft erst mal wieder orientieren, fand meine Position aber schließlich mithilfe der ICAO-Karte im nördlichen Zipfel von Sachsen-Anhalt wieder und konnte auf Nachfrage verschiedene Orte am Boden zeigen und benennen. Dem Prüfer gefiel, dass ich vor dem Überflug von Wäldern Sicherheitshöhe gewann, immer wieder mögliche Notlandefelder ins Visier nahm und fleißig Ausschau in der Luft hielt, während ich dem ein oder anderen persönlichen Schwank lauschte. Eine Stunde verging rasend schnell. Irgendwann fand ich mich im Endanflug auf die Piste 22 wieder, jedoch viel zu hoch für eine Landung. Ziellandungen standen an.


Besonders herausfordernd war, dass ich die Piste 22 zuvor erst einmal angeflogen hatte, die Umgebung noch kaum kannte und der Windsack am Platz absolute Windstille signalisierte. Neben der mir bekannten Gleitkonfiguration kam es also auch auf eine Menge Bauchgefühl und die richtigen Entscheidungen an. Knapp unter der Wolkendecke nahm ich also über der Bahn das Gas raus und drehte zur ersten Landeschleife ab. Obwohl ich den Platz hinter meiner Schulter schon bald aus den Augen zu verlieren drohte, wollte die C42 einfach nicht sinken. Im Queranflug war ich daher noch viel zu hoch, also setzte ich schon früh die vollen Klappen. Das erwies sich als gute Idee und wir setzten bei knapp einem Viertel der Bahnlänge auf. Gut. Durchstarten, nochmal das Gleiche. Und tatsächlich verlief das Manöver komplett identisch unter genauso windstillen Bedingungen. Ein drittes Mal? Na gut! Nun wollte ich noch etwas früher aufsetzen und gestaltete die Kurven im Gleitflug etwas ausladender - es passte perfekt. "Fliegen kannste.", lautete der Kommentar von rechts. Danke, das wollte ich hören. Eine letzte Platzrunde war angesagt, ich nun extrem ehrgeizig und noch im Ziellandemodus. Erneut ging es mit etwas viel überschüssiger Höhe auf die 22 zu, sodass ich mich auch noch im Seitengleitflug (Slip) beweisen musste. Sahnelandung. Abrollen, Motor aus. "Wenn du jetzt noch Geld dabei hast, gratulier' ich." - wow, unglaublich! Flug Nummer 52 in meinem Logbuch versah ich mit einem großen Sternchen. Fünfeinhalb Monate nach meinem ersten Flug in dieser Maschine war es geschafft! Wirklich realisiert habe ich das in diesem Moment noch nicht.