22. Dezember 2019

Lost in Schönhagen

Hallo, ihr da draußen an den Geräten!

Mein Fliegerjahr 2019 ist noch längst nicht zuende erzählt. Deswegen gibt es heute einen von noch einigen Nachschlägen aus der Herbst- und Adventsfliegerei. 😊

Fremde Plätze anzufliegen ist und bleibt für Piloten und Pilotinnen jeder Erfahrungsstufe ein spannendes Unterfangen. Natürlich sollte jeder Flug vernünftig vorbereitet werden. Zugegebenermaßen beschäftige ich mich aber inzwischen nicht mehr oft mit der aktuellen Anflugkarte von Bienenfarm. Am Heimatplatz muss ich die Landebahn nicht mehr lange suchen und kenne die Merkmale der Platzrunde mehr als auswendig. Anders ist es, wenn man noch nie oder erst selten ein Ziel angeflogen hat: dann gilt es, so viele Informationen wie möglich aufzusaugen und später mit der Realität vor Augen abzugleichen. Solche Orientierungsaufgaben finde ich bei der Navigation eigentlich ganz reizvoll. Sie können im Zweifel aber auch zu erheblichem Stress führen, wie ich auf meinem Flug nach Schönhagen (EDAZ) gelernt habe.

Quelle: Google Maps
Schönhagen ist ein verhältnismäßig großer Verkehrslandeplatz im Süden von Berlin, der als einer von sehr wenigen unkontrollierten Plätzen sogar ein Instrumentenlandesystem besitzt und sich zu einem beliebten Business-Airport der Hauptstadt entwickelt hat. Entsprechend viel Verkehr trifft man hier zeitweise an. Zudem gibt es einige Anforderungen im Anflugverfahren: nordwestlich liegt ein großes Vogelschutzgebiet, beim Einflug in die südliche Platzrunde sollten die IFR-Anflugstrecken gemieden werden und viele weitere Punkte finden sich in einem eigenen Merkblatt auf der Homepage des Flugplatzes.

Auf Höhe von Beelitz, der Eisenbahn nach Süden folgend, konnte ich den Platz noch gut zu meiner Linken erkennen. Das Vogelschutzgebiet aussparend, kurvte ich aber erst mit einigem räumlichen Abstand in Richtung der Platzrunde und war bereits ordentlich tief. Das hatte zur Folge, dass ich Schönhagen, hinter einem kleinen bewaldeten Hügel gelegen, nach diesem Sinkflug aus den Augen verlor und mich in der sonst sehr leeren Landschaft absolut nicht mehr auskannte! 👀 Ich wünschte mir eine Computer-Stimme, die mir gesagt hätte, wo ich abbiegen sollte. Der einzige Referenzpunkt war aber die Stadt Luckenwalde, noch weiter im Süden an einem einsamen Windrad zu erkennen. Zur Sicherheit entschied ich, erst noch einmal in diese Richtung zu steigen, um den Überblick zurückzugewinnen. Doch dann meldete sich eine Cirrus SR 20 im Anflug, die dann auch plötzlich im rechten Seitenfenster in noch geringerer Höhe auftauchte. Der Pilot kannte sich offenbar besser aus. Folglich konnte ich mir den Weg nach Luckenwalde sparen, denn ich beobachtete den Weg der Einmotorigen, bis mir wieder klar war, wo sich der Gegenanflug zur Betriebspiste 25 befand! Das Learning des Tages: beim Anflug auf einen neuen Flugplatz sollte man sich erst mal einen genauen Überblick über die Gegebenheiten verschaffen und nicht gleich nach dem ersten, flüchtigen Sichtkontakt den Sinkflug einleiten. In dieser Situation hätte ich Schönhagen ruhig noch eine Weile aus komfortabler Höhe im Auge behalten können. 👆
Und am Boden? Schon cool, so ein etwas größeres Plätzchen zu besuchen und dann auch noch direkt neben einem Cessna Citation Jet einzuparken. Auf dem Rückweg warf dessen Besatzung sogar zeitgleich mit unserer C42 die Triebwerke an. Ich stahl mich zwar eine Minute früher von der Parkposition, doch es nützte nichts: der Privatjet nahm zu schnell die Verfolgung auf und es kam die Anfrage vom Flugleiter, ob ich das flottere Gerät nicht kurz überholen lassen könnte. Na gut, so war der Abflug des Schwergewichts nach München wenigstens noch aus nächster Nähe zu beobachten. 😎

Auch beim nächsten Mal geht um viele Eindrücke an fremden Plätzen. Bis dann!

Lukas

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