23. Dezember 2019

Fünfecksflug entlang der Elbe

Nur Sichtflugwetter ist gutes Wetter!

Wenn es das Ende November schon einmal gibt und der Terminkalender sonst nichts dagegen hat, kann, nein: muss man schon mal einen ganzen Tag im Flugzeug verbringen. So war das auch eines Morgens, als es über Berlin nur grau und trüb war, sich aber ein Wolkenloch im Westen abzeichnete. Am Ende war es eine gute Entscheidung, der Hoffnung zu folgen und ein Auto bei getaround anzumieten. Auf der Fahrt ins Havelland wurde die Sicht nach vorne und oben immer klarer. Yeah!

Da mit dem Fluglehrer nichts Konkretes ausgemacht war, außer "wir könnten ja mal nach Stendal oder so", hatte ich mir zuvor noch die Anflugblätter, NOTAMs, Wetterinfo usw. von diversen möglichen Richtungen ausgedruckt, um ein bisschen Auswahl zu haben. Sky is the limit, aber auch der Sonnenuntergang: gegen 12 Uhr stand die D-MCIW durchgecheckt vor der Halle, doch da blieben nur noch vier Stunden Tageslicht übrig.

Dann mal anschnallen und los nach Stendal-Borstel (EDOV)! Der Platz war mir dem Namen nach schon bekannt: hier legen viele Flieger einen Tankstopp auf dem Weg zur Ostsee ein. Von Bienenfarm kommend besteht die einzige Herausforderung darin, das Beschränkungsgebiet EDR71 zu umfliegen und dem Zugverkehr nach Stendal zu folgen. Verfehlen konnte man den Platz dann auch nicht mit seinen knapp 2 Kilometern Betonbahn. Im Interesse des restlichen Platzrundenverkehrs und aus Skepsis gegenüber einer Gruppe autonom fahrender Autos, die nahe des Pistenanfangs Testfahrten unternahmen, nahm ich die Halbbahnmarkierung als Schwelle an und musste immer noch verdammt lange bis zum nächsten Rollweg tuckern. Ein kurzer Besuch beim Flugleiter und wenige Augenblicke später kündigte ich im Funk schon wieder das Rollen zur Startbahn an.

Das nächste Ziel lautete Magdeburg City (EDBM). Dem Fluginformationsdienst lauschend, ging es mit unerfreulichem Gegenwind und stark frontaler Sonneneinstrahlung ging die Elbe hinauf. Nach einer gefühlten Ewigkeit konnten wir die Stadt erspähen, dann in Zeitlupe an Dom und Bahnhof vorbeischweben und schließlich den Zielplatz von unserer Ankunft berichten. Vor Ort war allerdings die Hölle los. Eine Beechcraft King Air war auf dem Weg zum Start, zwei andere Ultraleichtflugzeuge befanden sich mit Flugschülern in der Platzrunde, wovon eines auch noch Ziellandeübungen über dem Platz ankündigte, und dann meldete sich noch ein Helikopter aus Süden. Wenigstens wurde ausgiebig gefunkt, sodass ich einigermaßen darüber bescheid wusste, wer sich wo befindet. Den Platz mittig überquerend sank ich schon mal auf Platzrundenhöhe und kurvte hinter dem anderen, nicht-ziellandenden UL ein. Von den anderen jedoch keine Spur und auf einmal waren alle aus der Sicht verschwunden. Der Schüler vor mir musste ein gutes Stück zu früh in den rechten Queranflug gegangen sein und die anderen waren wohl noch immer auf dem Weg zur Piste 09. Auf Anraten meines Meisters verlängerte ich den Gegenanflug um ein gutes Stück, um im Endanflug noch mehr Gewissheit zu haben. Es stellte sich heraus, dass sich der Heli tatsächlich noch ein paar Minuten hinter uns befand, die Ziellandeübung misslang und das ziemlich knapp dahinter landende UL Glück hatte, dass die Piste so automatisch frei wurde. Spannende Kiste und ein Beweis dafür, dass ausgiebige Positionsmeldungen auch in der x-ten Platzrunde noch extrem Sinn machen.

Nachdem im Magdeburger Turm die Kasse klingelte, ging es wieder auf die 09 und weiter entlang der Elbe nach Dessau (EDAD).
Die Elbe bei Aken

Der überregional bekannte Hugo Junkers-Flugplatz hat eine bemerkenswerte Platzrunde: krumm und schief geht es zwischen Stadtrand, Siedlungen vorbei, bis zur (auch hier) Piste 09, in deren Endanflug man noch kritisch knapp an einem Vogelschutzgebiet vorbeischrubben soll. Immerhin war an diesem Platz mal komplett tote Hose und so konnten wir auch direkt in den rechten Queranflug gehen. Diesmal ärgerte mich ein böiger Seitenwind und ich kam etwas zu hoch rein, setzte aber dennoch passabel auf und konnte mit einem ausladenden Bogen doch noch den einzigen Abrollweg an der Bahnmitte nehmen.
Am Boden war es sehr ruhig und mit einer leichten Herbstbrise in der Sonne sogar irgendwie idyllisch. Allerdings gab es keine Gastronomie, die einen längeren Aufenthalt gerechtfertigt hätte. Das wollten wir uns für die letzte Station des Tages aufheben: Oehna (EDBO).

Der Verkehrslandeplatz Oehna bei Zellendorf liegt - schmeichelhaft gesagt - mitten im Nichts. Aus Dessau kann man zwar noch weiter am Fluss entlang bis nach Wittenberg fliegen, doch dann verwirren nur noch unzählige Windräder, leere Felder und Wälder auf 12 Uhr. Hilft nur, sich bis zum letzten markanten Punkt zu navigieren und dann per Kompass die richtige Richtung anzupeilen. Allerdings war auch in Oehna verkehrstechnisch einiges geboten, sodass die Bewegungen in der Luft um den Platz schon von Weitem sichtbar waren. Die Türmerin empfahl mir wieder den direkten Queranflug auf die 08 und der Rest verlief reibungslos. Etwas hart fand ich den Preis von über 5€ für eine Schulungslandung dort in der Pampa. Die vorigen Landungen bewegten sich im Bereich von 2-3€. Allerdings könnte die Lage auch wiederum die Summe rechtfertigen, denn sonst ließe sich der Platz wohl kaum betreiben. Das Geld wert waren aber definitiv Kaffee und Kuchen im Erdgeschoss mit Sicht auf den startenden Verkehr in hübscher, ländlicher Kulisse.

Auf dem Rückflug hatten wir erwartungsgemäß die Zeit gegen uns. Sunset war um 15:20 UTC und ich setzte die "India Whiskey" genau drei Minuten zuvor wunderschön auf dem güllefreien Streifen der 12 in Bienenfam auf. Wenige Augenblicke später war es Nacht - verdammter Winter! Egal, ich hatte super viel Spaß auf diesem Fünfecksflug und konnte wieder einige Erfahrung und Flugstunden auf dem Weg zur eigenen Pilotenlizenz mit nach Hause nehmen. 😊

Auch im Dezember wackelten die Flügel noch ein paar Mal. Dazu bald mehr!

Lukas

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