7. Oktober 2019

Hüpfer nach Kyritz mit vielen Eindrücken

Die Sportflieger-Saison neigt sich dem Ende zu, ich bin mit einem neuen Job wieder etwas unflexibler geworden und viele Flugplätze passen ihre Öffnungszeiten an die geringere Besucherzahl an. Ja, der Herbst ist da.
Tatsächlich hat sich all das stark auf meinen zeitlichen Fortschritt bei der Ausbildung ausgewirkt, denn seit meinem ersten Alleinflug kamen bisher nur drei Termine zustande. Genau genommen vier: die Theorieprüfung habe ich zwischendurch auch noch bestanden. 😊

Qualitativ hatten es die Flugstunden im Herbst aber in sich. Den Anfang machte ein Streckenflug mit Fluglehrer von der Bienenfarm (EDOI) zum Verkehrslandeplatz Kyritz (EDBK), ein Katzensprung von lediglich 15 Minuten. Da Brandenburg für mich aber noch immer Neuland ist und ich mich in der Gegend kaum auskenne, war das eine gute Gelegenheit um das navigatorische Wissen mal in der Praxis anzustrengen.
Ein Blick auf die ICAO-Karte verriet: Kyritz lag offenbar grob nordwestlich der Bienenfarm und war - verglichen mit dem Umland - ein größeres Örtchen (wer es schon immer mal wissen wollte: es ist sogar eine Hansestadt mit gut 9.000 Einwohnern). Auch abzulesen war, dass uns eine Eisenbahnstrecke ohne große Umwege genau bis zum Ziel begleiten würde. Zwischendurch sollte noch der Grasplatz Segeletz (EDAI) irgendwo auftauchen. Na, diese Bodenmerkmale sollten ja wohl kaum zu übersehen sein. Noch dazu blies der Wind uns quasi genau aus Kursrichtung auf die Nase, weshalb er uns nicht merkbar von der Luftlinie abbringen sollte. Beide Türen der INDIA-WHISKEY gingen zu, ich übernahm Steuer und Funk. Im Querabflug will ich schon enthusiastisch nach links in Richtung Kyritz abdrehen, da ernte ich schon Tadel für meine Sonntagsfliegerei: beinahe wäre ich zu tief in ein Vogelschutzgebiet (ABA) geraten! 😱 Das grüne Dreieck auf der Karte gleich zu Beginn der Route zeigte es an. Allerdings ist das Gebiet nur von September bis November und Februar bis April aktiv (auf dem Screenshot nicht sichtbar), sodass ich es zumindest offiziell bei meinen bisherigen Flügen ignorieren konnte. Jetzt war es aber schon September und somit mussten wir über diesem Luftraum fliegen, mindestens in 2000 Fuß über Grund. Der Rest des Weges gestaltete sich dann so einfach wie geplant. Unterwegs lauschten wir ein wenig dem Fluginformationsdienst (FIS) und ich lernte, gewünschte Frequenzen in das Funkgerät einzufummeln.

Auszug aus SkyDemon. In der Praxis nutze ich die Papierkarte.
Dann war "Kyritz Info" zu rufen, aber im Funk war nur Gequassel. Eine Maschine rollte zur Bahn, eine meldete den Endanflug, eine weitere machte den Anruf aus Norden und dann kam noch ich aus Süden dazu. Das mag der Bienenfarm gegenüber gemein klingen, aber die Kommunikation hörte sich in Kyritz schon mal nach einem "richtigen Flugplatz" an! 😄 Ich fand es unheimlich cool, mich unter den Verkehr zu mischen und von den anderen Verkehrsteilnehmern und dem Türmer als Pilot wahrgenommen und verstanden zu werden. Die Piste 32 auf Asphalt sollte es sein - auch das war eine Premiere. Der Wind kam inzwischen ein bisschen von der Seite, stellte aber kein großes Problem dar. Die Anlage der Platzrunde ähnelte der Heimischen auch, sodass quasi alles ablaufen konnte wie gewohnt und der 1000m-Streifen ab sofort mir gehörte. Etwa 100 Meter hinter der Schwelle war die erste Landung an einem fremden Platz dann mit einem zufriedenem Reifenquietschen geglückt. Parken an einem richtigen Flugleiter-Turm, Treppe rauf zum Bezahlen, noch etwas schnabulieren im "Fly Inn" und die ganze Tour wieder zurück. Leider habe ich in Kyritz keine Bilder gemacht, obwohl es ein echt hübscher Platz ist.

Insgesamt steckten in diesen paar Minuten Flugzeit viele Aha-Effekte und besondere Situationen für mich, die über das "einfache Steuern" schon hinausgingen. Ich war am Ende sehr zufrieden mit dem Tag. 💪

Demnächst lest ihr dann, was der Herbst noch alles zu bieten hatte und haben wird!

Bis bald!

Lukas

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